Goslarsche Höfe feiern 10-jähriges Bestehen

Festakt Goslarsche Höfe

„Willkommen, bienvenue, welcome – to Cabaret“ aus dem gleichnamigen Musical bildete den Auftakt zur Geburtstagsfeier der Höfe am Vormittag des 27. November 2024. Und so bunt wie Kabarett oder eben so bunt wie die Höfe selbst war das Programm beim Festakt zum 10-jährigen Bestehen. Rund hundert geladene Gäste aus Wirtschaft und Politik sowie aus den Reihen der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer feierten gemeinsam das runde Jubiläum.

 

Ein Stückchen Kitt und Zusammenhalt für unsere Gesellschaft

Viele Dankesworte gab es beim Festakt. So hieß der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Brych in seiner offiziellen Begrüßung nicht nur die Gäste willkommen, zu denen unter anderem auch die Bundestagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt und der Landtagsabgeordnete Christoph Willecke gehörten. Brych richtete seinen Dank auch noch einmal an Hans-Joachim Tessner, der den Höfen Anfang des Jahres den mit 10.000 Euro dotierten Bürgerpreis überreicht hatte.

 

Er dankte den beiden Mitbegründern Reinhard Guischard und Hans Georg Ruhe dafür, die Idee eines Sozialkaufhauses mit Café als Ort der Begegnung in heller, positiver Atmosphäre in die Tat umgesetzt zu haben. Brych zollte den beiden Geschäftsführern Andreas Pleyer und Stefan Voigt sowie Betriebsleiter Holger Pape Respekt und Chapeau für die Arbeit, die sie gemeinsam mit 20 Festangestellten (darunter acht mit Behinderung) und mittlerweile rund 100 Ehrenamtlichen jeden Tag leisten. Und Brych betonte weiter, er selbst habe keine Sekunde gezögert, sich für die Höfe zu engagieren: „Ein Herzensprojekt und ein Stückchen Kitt und Zusammenhalt für unsere Gesellschaft.“

Alles in Liebe

Als erster Gastredner gab dann Pfarrer Peter Wieboldt einen geistlichen Impuls unter der Jahreslosung „Alles, was ihr tut, geschehe aus Liebe“. Wieboldt würdigte die Höfe als Institution in Goslar und als Aushängeschild, was Ökumene leisten kann, bevor er die Gäste zum Mitsingen einlud. 

 

In ihren anschließenden Grußworten übermittelten Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und der stellvertretende Landrat Bodo Mahns nicht nur Glückwünsche an die Höfe, sondern betonten auch noch einmal, dass der Inklusionsbetrieb eine professionelle, gute Einrichtung und ein wichtiger Baustein im kulturellen und sozialen Leben der Stadt sei.

Gäste

Bunter Rückblick

Geschäftsführer Andreas Pleyer, der im Übrigen über die Schankgenehmigung für das Hof-Café verfügt, gab den Gästen einen kurzen Rückblick über zehn Jahre Goslarsche Höfe und erinnerte unter anderem an die Anfänge, als man 2013 „ganz bunt eingeladen“ habe zu einem ersten Brainstorming für ein Sozialkaufhaus. Es sollte hübsch sein und keine schmuddelige Kleiderkammer. Aber genauso standen Farbgebung, Logo und Sortiment auf der Agenda und Pleyer plauderte aus dem Nähkästchen, dass anfangs der Name „KaKuKu“ (Kaufhaus, Kultur, Kunst) als Idee im Raum stand. 

 

2014 ging man dann mit einem Minikaufhaus – noch ausgestattet mit Heizlüftern – an den Start. Diverse Darlehen ermöglichten ein Jahr später die Eröffnung des jetzigen Kaufhauses und auch in den Folgejahren war man dankbar für die finanzielle Unterstützung der Stadt, der Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz, vieler Unternehmen und privater Spender. Auch wenn die Höfe mittlerweile einen Jahresumsatz von rund 689.000 Euro erwirtschaften, ist man auch zukünftig auf weitere finanzielle Mittel angewiesen, was Pleyer mit einem Zitat umschrieb: „Das Bauen ist eine Lust. Was das kostet, habe ich nicht gewusst.“ Ein anschauliches Beispiel dafür waren die Räumlichkeiten, in denen der Festakt stattfand, und die ab kommendem Jahr als „neue Perle“ der Höfe größere Veranstaltungen und Konzerte ermöglichen werden.

Gastgeber und Gäste

Suchet der Stadt Bestes

In seinem beeindruckenden Festvortrag spannte Dr. Hans-Jürgen Marcus, ehemaliger Direktor des Caritasverbandes der Diözese Hildesheim und seit der ersten Stunde den Höfen verbunden, den Bogen vom Propheten Jeremia und seinem Vers „Suchet der Stadt Bestes“ zu den Höfen unter dem Motto „10 Jahre gemeinwohlorientiert, bunt und inklusiv“. Seinen Vortrag leitete er mit den humorvollen Worten ein: „Ich komme als Spitzel, denn wir planen in Hildesheim ein ganz ähnliches Projekt“. Wir leben in einer Gesellschaft des „rasenden Stillstands“, war eine von Marcus` Kernaussagen. Die Gesellschaft werde immer schneller, müsse sich permanent steigern, stehe dauerhaft auf dem Gaspedal bis zur Atemlosigkeit, zum Burnout und zum Herzinfarkt. Die Goslarschen Höfen seien dabei eine Art Gegenentwurf. Hier gehe es nicht um immer schneller, immer weiter, immer teurer. Hier frage man nach Sinn und Ziel. Hier sei man ansprechbar für Sorgen und Probleme, aber auch für Wünsche und Hoffnungen von Menschen. Hier werde erinnert an Gemeinwohlorientierung.
 

„Bunt“ sei heute eine Kampf- und Bekenntnisfarbe, so Marcus weiter. Aber „bunt“ sei für die Goslarschen Höfe Gott sei Dank kein Kampfbegriff. Hier trete man ein für Buntheit. Gegen all diejenigen in unserem Land, die wieder einmal vom Einheitsgrau träumen. „Und in einer einheitsgrauen Welt möchten wir nicht leben und dagegen streiten wir.“ Und allem voran ist „inklusiv“ das Motto der Höfe. Inklusion und Barrierefreiheit gäbe es nur im Paradies, so Marcus. Aber Inklusion sei ein Prozess zu einer anderen Kultur und die kann man auf den Höfen an vielen Orten und in vielen Projekten erleben.

 

Sein abschließender Appell an die Gäste war: „Unterstützen Sie die Höfe aus Ihrer jeweiligen Rolle. Lassen Sie sich dieses Vorzeigeprojekt etwas kosten. Arbeiten Sie mit oder kaufen Sie ein, trinken Sie Kaffee oder essen Sie zu Mittag. Auch Solidaritätsorte brauchen Solidarität.“

 

Lesen Sie hier das komplette Redemanuskript von Dr. Hans-Jürgen Marcus.
 

Geburtstagsgeschenk zum Abschluss

Gegen Ende der Veranstaltung hatte Bernd Giesel vom Rotary-Club Goslar-Nordharz noch ein besonderes Geburtstagsgeschenk mitgebracht. Giesel überreichte an die Geschäftsführer Andreas Pleyer und Stefan Voigt als Symbol einen Weihnachtstern aus Holz und erklärte, der Rotary-Club werde auf dem anstehenden „weihnachtlichen Rammelsberg“ Holzdekoration anbieten und den Verkaufserlös komplett an die Goslarschen Höfe spenden.

 

Mit ihrem musikalischen Rahmen setzten Stefanie Hildebrandt (Gesang) und Julia Lahmer (Piano) von der Kreismusikschule Goslar e.V. zwischendurch immer wieder stimmungsvolle und teils humorvolle Akzente während des Festakts.

 

 

Thomas Brych

Begrüßung durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Brych

Pfarrer Peter Wieboldt

Geistlicher Impuls von Pfarrer Peter Wieboldt

Urte Schwerdtner

Grußwort der Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner

Bodo Mahns

Grußwort des stellvertretenden Landrats Bodo Mahns

Andreas Pleyer

Rückblick auf 10 Jahre Goslarsche Höfe durch Geschäftsführer Andreas Pleyer

Dr. Hans-Jürgen Marcus

Festvortrag von Dr. Hans-Jürgen Marcus

Bernd Giesel

"Geburtstagsgeschenk" von Bernd Giesel vom Rotary-Club Goslar-Nordharz

Stefan Voigt

Zweiter Geschäftsführer Stefan Voigt verabschiedete die Gäste und lud zum anschließenden Imbiss ein

Holger Pape

Höfe-Betriebsleiter Holger Pape moderierte die Veranstaltung

Stefanie Hildebrandt | Julia Lahmer

Musikalische Gestaltung durch Stefanie Hildebrandt und Julia Lahmer

Hans Georg Ruhe | Reinhard Guischard

Unter den Gästen: Mitbegründer der Höfe Hans Georg Ruhe und Reinhard Guischard

Jubiläum

 

Lesen Sie auch den Rückblick
"Zehn Jahre Goslarsche Höfe – Zehn Jahre gelebte Inklusion".

 

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"Vom Schlachthof zum Ort der Begegnung".

 

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